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Sucht - Typischer Verlauf einer Suchterkrankung

Typischer Verlauf einer Suchterkrankung

Phase 1:
Irgendetwas stimmt nicht mit mir!

Eigentlich bin ich überhaupt nicht mehr zufrieden mit meinem Leben. Die Arbeit nervt mich, ich hab keine Lust mehr, irgendwelchen Hobbies nachzugehen und meine Kinder sind mir auch oft zu viel. Gesundheitlich geht’s mir auch nicht so gut; ich fühle mich nicht mehr so fit wie früher und mein Magen macht mir auch öfters Probleme. Meine Frau will dauernd, dass ich mehr mit der Familie unternehme, obwohl ich doch schon genug tue. Seit einiger Zeit sagt sie mir auch immer wieder, dass sie der Meinung ist, ich trinke zu viel. Was ist denn so schlimm am „Feierabendbier“ – gönnt sie mir jetzt gar nichts mehr? Meine Arbeitskollegen trinken viel mehr als ich. Außerdem trink ich ja nur am Abend ein paar Bier und keinen Schnaps. Wie soll ich nach Feierabend denn sonst abschalten und entspannen? Immer häufiger gibt es in letzter Zeit deswegen Streit und ich zieh mich dann in meinen Arbeitskeller zurück, damit ich meine Ruhe habe. Aus Frust und Trotz trink ich dort dann manchmal noch mehr als sonst. Dass das nicht gesund ist, weiß ich auch… Bin ich körperlich krank? Was stimmt nicht mit mir?

Wo bekomme ich Hilfe?
• Hausärzt*innen
• Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtgefährdete und -kranke
 
Phase 2:
Zunehmende Gewissheit: Ich brauche wohl Hilfe!

Wegen Problemen in der Arbeit habe ich in den letzten Wochen noch mehr getrunken als sonst und sogar früh schon ein paar Schluck aus der Bierflasche genommen, um meinen „nervösen Magen“ zu beruhigen. Nach der Arbeit habe ich mich oft gleich in den Keller zurückgezogen, um Streitigkeiten mit meiner Frau aus dem Weg zu gehen. Meine Frau wurde immer saurer auf mich und ich habe dann auch gemerkt, dass die Kinder unter der ganzen Situation leiden. Deshalb habe ich versucht, weniger zu trinken, aber dann ging es mir noch schlechter. Am Ende habe ich heimlich getrunken, aber meine Frau ist dahintergekommen. Sie hat gesagt, dass ich ein Alkoholproblem habe und dass sie so nicht mehr mit mir weiterleben möchte.
Hab ich wirklich ein Alkoholproblem? Ich glaube, ich brauche Hilfe!
 
Wo bekomme ich Hilfe?
• Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtgefährdete und -kranke
• Hausärzt*innen
• Psychiater*innen oder Nervenärzt*innen

Phase 3:
Erkenntnis – Ich bin alkoholkrank

Nachdem mir klargeworden ist, dass ich es nicht mehr schaffe, weniger zu trinken, habe ich mich doch an eine Suchtberatungsstelle gewandt. Im Gespräch mit der Beraterin wurde mir klar, dass ich die Kontrolle über meinen Alkoholkonsum schon seit längerer Zeit verloren habe, und dass meine Probleme vor allem auf meinen Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Am liebsten wollte ich überhaupt keinen Alkohol mehr trinken, aber dazu brauchte ich Hilfe. Die Beraterin informierte mich über verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, und ich entschloss mich zu einer stationären Therapie. Mithilfe der Beraterin stellte ich einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Rentenversicherung und warte nun auf die Zusage. Solange der Antrag läuft, gehe ich zu Einzelgesprächen zu meiner Beraterin und in eine Gruppe. In den Einzelgesprächen ist mir klarer geworden, wie sich mein Trinkverhalten so entwickelt hat und dass ich alkoholkrank bin. Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir gezeigt, dass ich mit meinem Problem nicht allein bin und dass es jeden treffen kann. Durch die Erzählungen therapieerfahrener Gruppenteilnehmer konnte ich meine Bedenken und Ängste vor der Therapie abbauen. Auch wenn ich momentan noch nicht alkoholfrei leben kann (dazu brauche ich noch eine Entgiftung, die ich vor der Therapie in einer Klinik machen möchte), geht es mir mittlerweile besser, und das Verhältnis zu meiner Frau und den Kindern hat sich schon etwas verbessert.
 
Wo bekomme ich Hilfe?
• Suchtberatungsstelle
• Hausärzt*innen
• Selbsthilfegruppen
• Klinik oder Suchtambulanz

Phase 4:
Akzeptieren und anders leben

Dass 15 Wochen Reha so schnell vergehen können, hätte ich nicht gedacht! Und auch nicht, dass ich tatsächlich ganz ohne Alkohol leben kann und es mir damit viel besser geht. Seit drei Wochen arbeite ich wieder und mir macht die Arbeit Spaß. Meine Kolleg*innen sind zum Teil noch etwas verhalten, aber ich gehe nun offen mit dem Thema Alkohol um und hoffe, dass sich das bald gibt. Daheim läuft es auch besser, wobei ich merke, dass meine Frau mir noch nicht 100%ig vertraut, was meine Abstinenz angeht. Das tut mir manchmal weh. Da ich mich in der Vergangenheit sehr zurückgezogen habe, muss ich nun meinen Platz in der Familie erst wieder finden. Das ist nicht immer einfach. In der Klinik habe ich meine Freude am Sport gefunden, den ich auch weiterhin ausüben möchte, weiß aber noch nicht recht, wo und wie. Auch tue ich mich noch nicht so leicht damit, mich in Situationen, in denen Alkohol getrunken wird, deutlich abzugrenzen. Unterstützung bekomme ich von meiner Beraterin in der Suchtberatungsstelle, zu der ich auch nach der Therapie gehe. Außerdem kann ich meine Erlebnisse mit anderen in der Gruppe teilen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich habe schon wertvolle Ratschläge bekommen und fühle mich gut aufgehoben. Ob ich es auch in Zukunft schaffe, keinen Alkohol mehr zu trinken? Hoffentlich kann ich das, was ich in der Therapie gelernt habe, auch weiterhin im Alltag umsetzen.
 
Wo bekomme ich Hilfe?
• Suchtberatungsstelle
• Selbsthilfegruppen
• Hausärzt*innen, Psychotherapeut*innen
• Klinik